Zielsetzung
Beantwortung der Frage, ob sich der Einsatz künstlicher Intelligenz schon heute qualitätsverbessernd im deutschlandweiten Routineeinsatz in der teleradiologischen Befundung auswirkt.
Material und Methoden
Anfertigung einer Studie mit über 3000 nativen craniellen CT (CCT), von denen 2707 von einer KI mit Blutungsanalyse analysiert wurden. Die Ergebnisse wurden mit den Befunden der Teleradiologen verglichen, die zu diesem Zeitpunkt die KI-Ergebnisse nicht zur Verfügung hatten.
Auswertung einer schriftlichen Befragung von 65 Fachradiologen über ihre Erfahrungen aus dem ersten Jahr mit flächendeckendem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bei der routinemäßigen teleradiologischen Befundung von über 50.000 Patienten aus über 130 Krankenhäusern in Deutschland.
Ergebnisse
Von den 2707 sowohl von den Radiologen als auch der KI untersuchten CCT fanden sich 189 Fälle (ca.7%) mit sowohl von Radiologen als auch der KI beschriebenen ICB (intracraniellen Blutungen). Bei 30 Patienten (ca. 1%) ergab sich eine Diskrepanz: die KI hatte eine Blutung gesehen, die vom Radiologen nicht beschrieben worden war. Diese Fälle wurden anschließend von zwei erfahrenen Radiologen reevaluiert. 12 (ca. 40 %) der 30 unklaren Untersuchungen wurden als durch die KI falsch positiv, 8 Fälle fraglich positiv und 10 Fälle als richtig positiv eingestuft. Es ergaben sich somit in der untersuchten Patientengruppe 199 Fälle mit ICB, wovon ohne KI-Unterstützung >5 % primär von den Radiologen übersehen wurden.
Die Auswertung der Fragebögen der Radiologen ergab, dass neben einer möglichen Qualitätsverbesserung (übersehene Befunde) vor allem die Befundpriorisierung und eine „radiologische“ Zweitmeinung positiv bewertet wurde. Eine Arbeitsverzögerung wurde in keinem der Fragebögen bejaht.
Schlussfolgerungen
Die in mehreren Studien postulierten positiven Auswirkungen der KI auf die Qualität der radiologischen Befundung lässt sich auch in der Praxis und insbesondere auch im teleradiologischen Kontext bestätigen. Darüber hinaus sprechen die Ergebnisse einer Befragung für einen direkten Mehrwert der KI für Patienten, der durch eine Befundpriorisierung und damit Verkürzung der Zeit bis zur Behandlung resultiert. Diese Annahme sollte durch weitere Studien konkretisiert werden.