Einleitung
Direkte Verletzungen von Blutgefäßen im Rahmen schwerer Traumata sind nicht ungewöhnlich. Im
vorliegenden Fall beschreiben wir jedoch ein ungewöhnliches Verletzungsmuster bei dem es nicht zu
einer direkten Verletzung eines Blutgefäßes kam, sondern die zerebrale Blutversorgung aufgrund
einer begleitenden Fraktur hochgradig beeinträchtigt wurde.
Anamnese
Ein 54-jähriger, behelmter Rennradfahrer kollidierte mit einem Traktor.
Beim Eintreffen des Notarztes zeigte sich ein komatöser Patient. Es
erfolgte eine Notfallnarkose vor Ort und ein schneller Abtransport mittels Luftrettung.
Der CT-Traumascan zeigte u.a. multiple Frakturen von Dens und Atlas, der Schädelkalotte, des
Mittelgesichts sowie komplexe Frakturen der Schädelbasis, u.a. mit einer Fraktur ausgehend vom
Foramen magnum, entlang des Clivus bis zur Sella turcica und im weiteren Verlauf durch Sinus
sphenoidalis und Ethmoidalzellen.
In der CT-Angiographie zeigte sich die Arteria basilaris kurzstreckig durch den Frakturspalt nach
rostral in den Sinus sphenoidalis disloziert, mit einem proximalen Eintritt durch den Clivus und einen
distalen Austritt unterhalb der Sella turcica. Am Eintritts- und Austrittspunkt stellte sich die Arteria
basilaris dabei durch die Frakturfragmente eingeklemmt und höchstgradig stenosiert dar.
Die am Folgetag durchgeführte MRT zeigte u.a. Infarkte in den Stammganglien, Thalamus, im
Hirnstamm, in den Kleinhirnhemisphären sowie in den basalen Anteilen beider großen Hemisphären
entsprechend dem Stromgebiet der A. cerebri posterior.
Der Patient verstarb zwei Tage nach dem Unfall.
Diskussion
Der Fall präsentiert ein einzigartiges vaskuläres Verletzungsmuster, zu dem es bisher keine Therapieoption gibt, aber die Relevanz einer präzisen Gefäßdiagnostik unterstreicht.
Quellen
Z.B. Perkins, H.D. De'Ath, C. Aylwin, K. Brohi, M. Walsh, N.R.M. Tai, Epidemiology and Outcome of Vascular Trauma at a British Major Trauma Centre, European Journal of Vascular and Endovascular Surgery, Volume 44, Issue 2, 2012, Pages 203-209